#feldkirchenjoyce: „Nein! Nein! Nein! Es war unmöglich“

Die Erstarrung im Aufbruch
In seinem Kurzgeschichten-Zyklus ‚Dubliners‘ schafft James Joyce mit Eveline eine junge Figur, die ihrem entbehrungsreichen Leben in Dublin entsagen und gemeinsam mit Frank, der sie heiraten will, mit dem Schiff nach Buenos Aires auswandern kann. Im Moment vor der Abreise lässt Eveline ihre Kindheit, die vertraute Umgebung ebenso wie die fatalen Bindungen an ihren gewalttätigen Vater, ihrer vom Wahnsinn befallenen Mutter Revue passieren und bleibt am Ende am Hafen zurück. Bilder für diese Lähmung im Aufbruch zu kreieren, war Ausgangsbasis für den Autor Christian Futscher, der neben wortwitziger wie berührender Lyrik, auch Kinderbücher und vor Kurzem seinen Roman ‚Mein Vater, der Vogel‘ veröffentlicht hat.
„In allen Erzählungen der Dubliners wird oft etwas ausgespart, bleiben Leerstellen, bleibt vieles im Dunkeln, steht kein Wort zu viel. Deshalb kam ich auf die Form des bilderlosen Comics, bei dem ebenfalls vieles offen bleibt,“ fasst Futscher seine Herangehensweise an die Installation zusammen. Betrachter und Betrachterinnen sind also eingeladen, die Lücken mit Eigenem zu füllen. „Vielleicht“, so der Autor weiter, „werden einige die Aufforderung „Komm!“ auf dem Weg zum Bahnhof wörtlich nehmen, und angesichts des Textes „Nein! Nein! Nein! Es war unmöglich“ vielleicht ins Grübeln kommen, eventuell auch was ihre Fahrziele anbelangt. Eveline in der Geschichte fährt nicht ab, sie begleitet ihren Freund Frank nicht auf das Schiff nach Buenos Aires, im letzten Moment bekommt sie kalte Füße, verfällt in eine Erstarrung, in der nichts mehr geht, sie bleibt in Dublin zurück. Das Meer wird fortan zwischen ihr und Frank wogen …“
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Autor_innen
Autor | Günter Vallaster (September – Dezember 2020)
Günter Vallaster, 1968 in Schruns geboren, lebt in Wien. Autor, Herausgeber der edition ch (seit 2004), Sprachkursleiter, Literaturveranstalter- und Kurator sowie Mitarbeiter in sprach- und literaturwissenschaftlichen Projekten.
Autor | Christian Futscher (Januar – April 2021)
Christian Futscher, geboren 1960 in Feldkirch, studierte Germanistik und Romanistik in Salzburg, wohnt seit 1986 in Wien. Div. Jobs, u.a. als Pächter eines Stadtheurigen. Zahlreiche Publikationen und Übersetzungen, Zusammenarbeiten mit div. Schulen. Ausgezeichnet mit verschiedenen Preise, Stipendien und Aufenthaltsstipendien.
Autorin | Sarah Rinderer (Mai bis August 2021)
Sarah Rinderer, 1994 in Bregenz geboren, studierte Bildende Kunst – Experimentelle Gestaltung an der Kunstuniversität Linz . Mehrere literarische Veröffentlichungen und experimentelle Gestaltungen. 2015 das Start-Stipendium für Literatur des Bundeskanzleramtes; 2017 ausgezeichnet mit dem Vorarlberger Literaturpreis.
Partner_innen
#feldkirchenjoyce ist ein gemeinsames Projekt der Stadt Feldkirch, der Literatur Vorarlberg und literatur:vorarlberg netzwerk.
Mit freundlicher Unterstützung des Landes Vorarlberg
Übrigens…
… detaillierte Informationen zu Joyce’s Aufenthalt in Feldkirch sowie zu zahlreichen weiteren Literat_innen, welche die historische Vergangenheit der Stadt prägten, bietet Philipp Schöbi in der Publikation Das literarische Feldkirch an, die 2018 im Hohenemser Bucher Verlag erschienen ist.