#feldkirchenjoyce: Yes O do please stop

Yes O do please stop
Sarah Rinderer
Visuelle und akustische Intervention
in der James-Joyce-Passage, Feldkirch
Gesang: Christa Wall
2021
Die Intervention Yes O do please stop in der Feldkircher James-Joyce-Passage setzt meine Beschäftigung mit Interpunktionszeichen, die als einzige Schriftzeichen auf einer Buchseite keinen eigenen Klang besitzen, jedoch die Musikalität eines Textes in Bezug auf Rhythmus, Lautstärke, Satzmelodie und Pausengestaltung wesentlich beeinflussen, fort.
Im 18. und letzten Kapitel des Ulysses verzichtet Joyce auf sämtliche Interpunktionszeichen im über 70 Seiten langen Gedankenfluss der Sängerin Molly Bloom – bis auf den Schlusspunkt. Die Intervention bringt diesen »Full Stop« in die Durchgangspassage, lädt Passant_innen ein, für einen Moment innezuhalten.
Der titelgebende Schriftzug an der Hausfassade über dem Passageneingang kombiniert Mollys abschließendes »Yes« mit einem Zitat aus einer Textstelle in Finnegan’s Wake, in der Joyce selbst über Interpunktionszeichen (»paper wounds«) nachdenkt: »[…] four in type, […] and correctly understood to mean stop, please stop, do please stop, o do please stop«.
Der Punkt auf dem Passagenfenster wird visuell ausgespart, aus der Folie ausgestanzt – ermöglicht den Blick von innen nach außen und umgekehrt, erzeugt verschiedene Lichtstimmungen. Oder wie es ein paar Sätze weiter in Finnegan’s Wake heißt: »to=introdùce a notion of time […] by pùnct! ingh oles (sic) in iSpace?«.
Im gesamten letzten Kapitel des Ulysses gibt es zudem zahlreiche akustische Bezüge. Molly bemüht sich möglichst leise – »ganz pianissimo« – zu sein, da ihr Mann neben ihr schläft. In der Soundinstallation wird der Schlusspunkt von einer Sängerin gesungen hörbar, interpunktiert akustisch den Alltagsfluss der Passant_innen.
In unserem Podcast Radetzkystrasse 1 spricht Sarah Rinderer mit Frauke Kühn über die Schwierigkeit zum Punkt zu kommen, über die Melodie der Satzzeichen und von der besonderen Atmosphäre in Island.

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Autor_innen
Autor | Günter Vallaster (September – Dezember 2020)
Günter Vallaster, 1968 in Schruns geboren, lebt in Wien. Autor, Herausgeber der edition ch (seit 2004), Sprachkursleiter, Literaturveranstalter- und Kurator sowie Mitarbeiter in sprach- und literaturwissenschaftlichen Projekten.
Autor | Christian Futscher (Januar – April 2021)
Christian Futscher, geboren 1960 in Feldkirch, studierte Germanistik und Romanistik in Salzburg, wohnt seit 1986 in Wien. Div. Jobs, u.a. als Pächter eines Stadtheurigen. Zahlreiche Publikationen und Übersetzungen, Zusammenarbeiten mit div. Schulen. Ausgezeichnet mit verschiedenen Preise, Stipendien und Aufenthaltsstipendien.
Autorin und Künstlerin | Sarah Rinderer (Mai bis August 2021)
1994 in Bregenz geboren und in Hard aufgewachsen, studierte Bildende Kunst – Experimentelle Gestaltung und Angewandte Kultur- und Kunstwissenschaften an der Kunstuniversität Linz. Mehrere literarische Veröffentlichungen und Ausstellungsbeteiligungen. Ausgezeichnet unter anderem mit dem Vorarlberger Literaturpreis 2017, dem Kunstförderstipendium für Literatur und Kulturpublizistik der Stadt Linz 2019 und dem Barcelona Stipendium des Landes Vorarlberg 2020.
Partner_innen
#feldkirchenjoyce ist ein gemeinsames Projekt der Stadt Feldkirch, der Literatur Vorarlberg und literatur:vorarlberg netzwerk.
Mit freundlicher Unterstützung des Landes Vorarlberg
Übrigens…
… detaillierte Informationen zu Joyce’s Aufenthalt in Feldkirch sowie zu zahlreichen weiteren Literat_innen, welche die historische Vergangenheit der Stadt prägten, bietet Philipp Schöbi in der Publikation Das literarische Feldkirch an, die 2018 im Hohenemser Bucher Verlag erschienen ist.