Datum
08.07.2022
Kategorie
Projekt
Schlagworte
©Frauke Kühn

Wer erzählt wem was an welchem Ort? Und wie fühlt sich die Person dabei? In rasantem Tempo haben die Schüler:innen der Klasse 3ck der Handelsakademie Bludenz gemeinsam mit der Autorin Katy Bayer die wesentlichsten Merkmale eines Dialogs herausgearbeitet. In der Bludenzer Galerie allerArt starten die Jugendlichen ihre letzte Schulwoche vor den Sommerferien mit einem Schreibworkshop im Rahmen der Jubliäumsfeier 150 Jahre Eisenbahn in Vorarlberg. Initiiert von vmobil und in Kooperation mit dem W*ORT Lustenau und dem künftigen Literaturhaus Vorarlberg lassen die Teenager fiktive Mikro-Dialoge entstehen, wie wir sie alle auf unseren Reisen in der Bahn immer wieder mithören. 

Diese Mikro-Dialoge, die Gesprächsschnipsel der anderen Fahrgäste haben nicht selten genau das in petto, was eine gute Geschichte braucht: die kleinen und großen Dramen des Alltags, berührende Momente oder auch humorvolle wie überraschende Wendungen. Nicht zuletzt lassen sie uns mit echten Cliffhangern zurück, wenn wir vor dem Ende der Geschichte aussteigen müssen. Das ist mitunter der Moment, an dem unser eigenes Kopfkino anspringt, das Gehörte weiterspinnt und wir selbst zu Autor:innen werden. Diese ungewöhnliche Form der Bahn-Begegnung ist Impuls für Katy Bayer, die Schüler:innen über abwechslungsreiche Methoden zum Schreiben erfundener Kurzdialoge einzuladen. „Das kreative Arbeiten, das kreative Schreiben öffnet uns die Welt, macht sie uns weiter und erlaubt uns neue Blickwinkel.“, ist Katy Bayer überzeugt und schlägt damit unbewusst den Bogen zum Reisen. 

Auch in der Mittelschule des Montessori Zentrums Oberland in Ludesch ist der Schreibfunke übergesprungen! „Ich mag es einfach, wenn ich alles im Überblick habe!“, stellt Lea zufrieden fest. Sie sitzt oben auf den Schülerspinden, nimmt ihren Stift, beugt sich über ihr Papier und schreibt drauflos. Auch die anderen rund 20 Schüler:innen ihrer Klasse haben sich gemütliche Schreibplätze gesucht: in der Fensterbank, auf der Treppe oder draußen an der frischen Luft mit Aussicht auf ein Wolkenmeer, das sich an diesem Morgen gemütlich über die Bergspitzen schiebt. Begleitet von der Autorin Nadine Bösch entstehen auch hier amüsante, überraschende sowie berührende Mikro-Dialoge.

Neben verschiedenen Schreibübungen, mit denen Nadine Bösch die jungen Teilnehmer:innen für die Wirkungsweisen von Dialogen sensibilisiert, setzt sie vor allen Dingen auf die Wohlfühlatmosphäre. Es darf getrunken und gesnackt werden und auch die Musik im Ohr ist erlaubt: „Damit ich persönlich in den Schreibflow komme, muss ich mich absolut wohlfühlen. Es braucht einen feinen Ort, eine feine Atmosphäre!“, bekräftigt Nadine Bösch die Jugendlichen. Die anwesenden Lehrer:innen unterstützen das Set Up, schließlich bestärkt die Schule ihre Schüler:innen immer, neue Wege zu gehen und sich vor allem auch in ungewohnten Bereichen auszuprobieren. 

Ähnliche Szenen spielen sich an der BHAK/BHAS Lustenau mit Autor Felix Kalaivanan und an der Mittelschule Oberau in Gisingen mit Autorin Laura Nußbaumer ab. Auch die Schüler:innen dieser Schulen sind in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder einfach im öffentlichen Raum unterwegs. Sie sammeln Dialogfetzen, tragen ihre Ausbeute im Klassenzimmer zusammen und springen von den realen Gesprächsschnipseln in das kreative Schreiben und in die Welt der fiktiven Mikro-Dialoge ab. 

Mit den Workshops nehmen die Jugendlichen an einem vorarlbergweiten Aufruf von vmobil teil, der auch Autor:innen und die breite Bevölkerung zum Schreiben und Einreichen von Mikro-Dialogen aufruft. Unter allen Einsendungen werden bis zu 20 Mikro-Dialoge ausgewählt, die ab Herbst in Form einer Plakatkampagne auf den Bahnhöfen in Vorarlberg zu sehen sein werden. Alle Informationen zur Einreichung finden sich auf einen Klick hier