Daumenkino: Sich selbst und seine Sprache finden

Für das sechste Daumenkino der Kollektion ‚Großes kleines Kino‘ lässt Lika Nüssli verschiedene Varianten und Verläufe entstehen und entscheidet sich schließlich für das kraftvolle Bild einer stummen Figur, die auf ihrem Weg von verschiedenen Ausseneinwirkungen geprägt wird. Was mit spielerischer Leichtigkeit beginnt, braucht zunehmend mehr Aufmerksamkeit, Geschicklichkeit und Jonglage, bis sich die Figur schließlich wortwörtlich an dem, was von außen auf sie einwirkt, verschluckt. Doch die Schweizer Autorin erzählt auch davon, wie sich die Figur am Ende befreit und wie sehr das Finden des eigenen Ich mit dem Finden der eigenen Sprache in Verbindung steht.

Lika Nüssli flankiert ihre Hauptgeschichte mit einem abstrakten Wellenmotiv, das sowohl die Tonwellen der Stimmen als auch das emotionale Innenleben der erzählten Figur visualisiert.

Für ihre aktuelle Graphic Novel ‚Starkes Ding‘, erschienen beim renommierten Verlag für Graphic Novel und Comic Edition Moderne, erhielt Lika Nüssli kürzlich nicht nur den Schweizer Literaturpreis 2023, sondern wurde als erste Graphic Novel überhaupt bei den ‚Schönsten Schweizer Büchern‘ ausgezeichnet. Ihre Publikation widmet sich mit den Verdingkindern als Teil der fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen und Fremdplatzierungen einem dunklen Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte. Vor allem aber erzählt die Autorin hier die Geschichte der Kindheit ihres eigenen Vaters.

Lika Nüssli wurde 1973 in Flawil geboren und studierte nach einer Ausbildung zur Textildesignerin in Herisau, Illustration an der Hochschule für Design und Kunst in Luzern. Seit 2003 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin in St. Gallen. Für ihr zeichnerisches Werk wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem 2016 mit dem Comicstipendium der Deutschschweizer Städte und 2020 mit dem Comic-Werkbeitrag von Pro Helvetia.

Neben Lika Nüssli haben auch Lena Seeberger, Lukas Kummer, Martin Panchaud, Raffaela Schöbitz und Lorenz Helfer Mikrogeschichten über die Verwandlung der Villa Franziska und Iwan Rosenthal in das Literaturhaus Vorarlberg sowie über die Kraft der Sprache geschrieben. Anfang 2024 folgen ihnen drei weitere grafische Erzähler:innen, die sich der Sprache als Zeichensystem annähern und unsere Daumenkino-Kollektion ‚Großes kleines Kino‘ beenden.

Bis zur Eröffnung des Literaturhauses wird der von Grafiker Sandro Scherling gestaltete Daumenkino-Schmuckschuber also insgesamt neun Miniaturen beherbergen. Doch der Schmuckschuber trägt nicht nur im Kleinen weite Daumenkino-Welten zu euch nach Hause, sondern auch ein Stück der Villa Franziska und Iwan Rosenthal selbst. Sandro Scherling hat auf dem Schuber das Tapetenmuster des alten Esssalons der Villa abgebildet. Als Negativ belichtet und damit seitenverkehrt und in entgegengesetzter Farbgebung zur Originaltapete, erzählt der Schuber eine ungewöhnliche grafische Perspektive des künftigen Literaturhauses Vorarlberg. Damit schafft er einen neuen Blickwinkel auf die historische Villa und einen besonders stimmigen Rahmen für die neun Daumenkinos.

Erhältlich ist diese kleine Daumenkinowelt bei literatur.ist!
Die Reihe von neun kleinen Daumenkinos wird diese Sammelbox bis 2025 füllen. Euer Bücherregal würde sich über so viel kompakte Schönheit freuen? Dann schreibt uns sehr gern!  

Limitierte Auflage von je 542 Stück
Cover-Design: Sandro Scherling
Einzelpreis: 14,- EUR
Abonnement für die Gesamtausgabe inklusive Schmuckschuber: 110,- EUR plus Porto