Datum
02.10.2023
Ort
Jüdisches Museum Hohenems, Villa Heimann-Rosenthal
Hohenems
Karte
Kategorie
Veranstaltung
Schlagworte

Wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, kommen sie fast unweigerlich in Berührung. Das kann durch Blicke geschehen, leichte zaghafte Berührungen der Hände, aber auch grobe Formen annehmen, wie schubsen oder stoßen. Diese Körpersprache zweier Menschen (und auch von Dingen) ist es, die den Hohenemser Künstler Lorenz Helfer so fasziniert. Deswegen hat er sich über unsere Einladung in unsere Daumenkino-Kollektion ‚Großes kleines Kino‘ zum Thema Sprache sehr gefreut.

Frauke Kühn und Lorenz Helfer, Foto ©Jenny Spiegel

Mit Kugelschreiber und rotem Buntstift spürt der Hohenemser Künstler Lorenz Helfer auf 50 Seiten dem Moment nach, in dem Sprache Menschen in die Begegnung führt und Raum für Berührung schafft. Wie intensiv und nachhaltig diese Begegnung ausfallen kann, zeigt sich daran, dass die Berührung spürbar bleibt, selbst wenn das Gespräch akustisch längst verklungen ist.

„Wie bringe ich das Thema Sprache in ein Medium, das ohne geschriebene Sprache auskommt? Da kam ich auf die Idee der Sprechblasen.“ (Lorenz Helfer)

Wenn die zwei Köpfe in Lorenz Helfers Mikrogeschichte durch ihre Sprechblasen in Berührung treten, die im ersten Anschein aufeinanderprallen wollen und sich dann doch umarmen, passiert ein magischer Moment. Ein Moment, der auch für Lorenz Helfer überraschend kam. Der Flip des Daumenkinos öffnet dem Maler den Aspekt der Bewegung. So lässt er zwei Köpfe im Laufe des Flips an den unteren Bildrand wandern und öffnet den Raum für das eigentliche Spiel der Sprache: das Wortgefecht zwischen zwei Sprechblasen.

Anfangsbild in „Wortgefecht“ von Lorenz Helfer. ©Lorenz Helfer
„Das Allerwichtigste ist, dass es lebendig ist. Eine Linie wirkt immer da am lebendigsten, wenn sie in einem Schwung gezeichnet wird. Wenn du anfängst zu korrigieren, dann hört die Figur auf zu leben.“ (Lorenz Helfer)

Sinnlich und doch sehr bedacht ist Lorenz Helfer an diese Arbeit herangegangen. Noch schönere Worte findet er, wenn er sein Tun beschreibt, wie bei unserer Präsentation im Jüdischen Museum Ende September. Hier ging es nicht nur um Sprache und Kunst, sondern auch um die Magie der durchgezogenen Linie, die Lorenz schon immer in den Bann gezogen hat. Die Bilder sprechen zu ihm, sagt er, natürlich nicht vergleichbar mit einem Dialog, aber doch so, dass es in ihm zu einem Austausch kommt, bei dem auch er nie weiß, wie dieser ausgeht und welches Bild sich ihm am Schluss zeigen wird.

Lorenz Helfers Daumenkino ist bereits das fünfte Werk der Kollektion ‚Großes kleines Kino‘, mit der wir insgesamt neun grafische Erzähler:innen aus Vorarlberg, Österreich und dem europäischen Ausland einladen, Geschichten in Form eines Daumenkinos zu visualisieren. Die Künstler:innen Lena Seeberger, Lukas Kummer und Martin Panchaud haben in ihren Arbeiten auf ganz unterschiedliche Art und Weise die Villa Franziska und Iwan Rosenthal zum Leben gebracht. In diesem Jahr steht der Aspekt Sprache im Mittelpunkt, den vor Lorenz Helfer bereits Raffaela Schöbitz aufgriff. Im kommenden Jahr werden drei weitere Künstler:innen das Erzählpotenzial reduzierter Zeichensysteme ausloten.

©JSpiegel

Bis zur Eröffnung des Literaturhauses wird der von Grafiker Sandro Scherling gestaltete Schmuckschuber insgesamt neun Miniaturen beherbergen. Doch der Schmuckschuber trägt nicht nur im Kleinen weite Daumenkino-Welten zu euch nach Hause, sondern auch ein Stück der Villa Franziska und Iwan Rosenthal selbst. Sandro Scherling hat auf dem Schuber das Tapetenmuster des alten Esssalons der Villa abgebildet. Als Negativ belichtet und damit seitenverkehrt und in entgegengesetzter Farbgebung zur Originaltapete, erzählt der Schuber eine ungewöhnliche grafische Perspektive des künftigen Literaturhauses Vorarlberg. Damit schafft er einen neuen Blickwinkel auf die historische Villa und einen besonders stimmigen Rahmen für die neun Daumenkinos.

Erhältlich ist diese kleine Daumenkinowelt bei literatur.ist!
Die Reihe von neun kleinen Daumenkinos wird diese Sammelbox bis 2025 füllen. Euer Bücherregal würde sich über so viel kompakte Schönheit freuen? Dann schreibt uns sehr gern!  


Limitierte Auflage von je 542 Stück
Cover-Design: Sandro Scherling
Einzelpreis: 14,- EUR
Abonnement für die Gesamtausgabe inklusive Schmuckschuber: 110,- EUR plus Porto