Datum
05.09.2020
Kategorie
Veranstaltung
Schlagworte
© Fynn-Luca Solèr
© Fynn-Luca Solèr
© Fynn-Luca Solèr
© Fynn-Luca Solèr
Ein Gedanke, im Stillen gefasst
Ein Brief, in die Fremde geschickt
Ein Gespräch, das Besonderes schafft

Die Welt befindet sich im Ausnahmezustand. Alles steht still und gleichzeitig Kopf. Man kommt nicht weiter, und doch geht alles drunter und drüber. So etwas hat er noch nie erlebt. Es ist eine neue Erfahrung und er weiß nicht, wie er mit dieser Situation umgehen soll. Was kann denn ein einzelner Mensch tun? Und wie soll man diese Zeit überstehen, so ganz allein und unvorbereitet? Da greift er zu Stift und Papier und schreibt nieder, was ihm durch den Kopf geht. Er verfasst einen Brief, welchen er einer fremden Frau, die in einem anderen Land wohnt, schickt. Der Brief unternimmt eine lange Reise, hört das Zwitschern der Vögel und das Rauschen der Flüsse. Schlussendlich erreicht er sein Ziel unbeschadet und die Frau hält ihn in der Hand. Sie liest ihn interessiert und macht sich sogleich an eine Antwort. Auch sie schreibt nieder, was sich in der Welt ihrer Gedanken abspielt. Das Bunte und das Dunkle, das Leichte und das Schwere, das Außergewöhnliche und das Triviale- Sie beide laden den Empfänger ihrer Briefe ein, an ihrem Innenleben teilzuhaben. Sie fühlen sich nicht mehr ganz so allein und jeder Tag, an dem ein Brief im Postkasten liegt, ist ein schöner Tag. Sie erhellen die dunklen Stunden des anderen und liefern neue Anregungen für Diskussionen und zum stillen Nachdenken. Die Briefe sind das Fenster, durch dass sie in das Leben ihres Brieffreundes/ihrer Brieffreundin blicken können.

Über fünf Wochen erstreckt sich dieser Briefwechsel und entfaltet sich das Gespräch. Sie lernen sich auf eine Art und Weise kennen, wie das nur möglich ist, wenn man sich noch nie persönlich gegenüberstand, aber einen intensiven Gedankenaustausch führt. Dieser Tätigkeit widmen sich mehrere AutorInnen gleichzeitig und so kommt es, dass sich jetzt, nach Ende der Quarantäne, die BrieffreundInnen zum ersten Mal im echten Leben gegenübertreten und die Stimme des/der jeweils anderen hören. Sie sprechen ihre Gedanken, die sie während der Zeit des Shutdowns hatten, laut aus und gewähren dem Publikum der Lesung „Cara Roberta“ Einblick in die analoge Kommunikation zweier Schreibender in einer aufwühlenden Zeit.

Text: © Luna Morgana Ronja Levay