Datum
25.09.2020
writers:class
Die writers:class ist ein Langzeitprojekt in Kooperation mit dem Gymnasium Schillerstraße Feldkirch, das eine Klasse während der gesamten Unterstufe immer wieder dazu einlädt, das Schreiben, Lesen und Sprechen lustvoll zu erleben.
Kategorie
Pilotprojekt
Schlagworte

Seit der ersten Klasse ist die jetzige 4a des Gymnasiums Schillerstraße in Feldkirch die erste Vorarlberger writers:class. Vor Corona kam die Autorin Andrea Gerster jeden Monat in die Klasse und hat die Schülerinnen und Schüler über verschiedene Methoden zum Schreiben eingeladen.
Dabei entstanden schon erste Comics, Gedichte und sogar kleine Büchlein.

Briefkasten, Netzwerkbandbreite, Make Up, Halo… Im Zuge der geschlossenen Schulen wurde aus der writers:class im Frühjahr das Projekt writers:online – eine literarische Intervention aus der Zeit des Corona-Lockdowns. Theresa Breier, Julian Hauser und Andrea Gerster haben sich virtuell getroffen und auf ein gewähltes Stichwort fünf Minuten gemeinsam geschrieben, ohne den Text danach noch einmal zu überarbeiten. Was dabei herausgekommen ist, haben die drei nun in einer kleinen und wunderschönen Publikation veröffentlicht.

Wir gratulieren diesem tollen Autor_innen-Team zu den lustigen, berührenden und mitunter auch tiefgründigen Miniaturtexten.

Theresa Breier | Unendlichkeit
Die Unendlichkeit hat uns Menschen schon immer beschäftigt. Egal, ob es um die Unendlichkeit der Zahlen oder die Unendlichkeit des Weltalls oder die Unendlichkeit der Zeit geht. Unendlichkeit ist etwas, was wir nicht fassen können, wir KÖNNEN es einfach nicht begreifen. Weil es, egal wie groß, immer etwas geben wird, das noch größer ist. Oder noch kleiner. Die Unendlichkeit des Weltalls ist wahrscheinlich das Unvorstellbarste von allem. Zu behaupten, dass wir auf unserem Planeten alleine sind, weil bis jetzt keine Außerirdischen hier waren, ist so, als ob man behaupten würde, es gäbe keine Wale und Fische, weil in der Flasche Wasser, die man soeben gefüllt hat, schließlich auch keine Meeresbewohner schwimmen. Das All ist so unendlich, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit Leben gibt. Außer dem unseren. Die Unendlichkeit der Zahlen ist ein einziges Rätsel. Wenn die Zahlen unendlich sind, warum zählen wir dann eigentlich? Warum stellen wir uns eine Aufgabe, die sowieso unlösbar ist?


Julian Hauser | Ohne mich
Als ich klein war, hatte ich Angst vor Achterbahnen, und dann wollte mein Bruder immer Achterbahn fahren. Ich sagte dann immer: Ohne mich! Dann sagte er: Du bist ein Weichei. Mir egal, und dann bin ich weggerannt zu meiner Mama, weil die hatte auch keine Lust Achterbahn zu fahren. Ohne mich schaut im Moment mein Bruder YouTube. Ohne mich fährt Wolf im Moment Zug. Ohne mich ist Sibylle jetzt bei den Schwerkranken. Ohne mich schreibe ich das hier. Was soll das heißen? Ich schreibe nur mit meinem Körper. In Gedanken bin ich schon weiter. Also, nur der Körper sitzt vor dem Laptop, und der Geist ist weg.


Andrea Gerster | Netzwerkbandbreite
Ein unmögliches Wort. Ich möchte fast sagen, das allereunmöglichste aller Wörter. Es will eigentlich nur darüber Auskunft geben, wie gut die Verbindung ist. Aber das kann man doch echt viel besser mitteilen. Zum Beispiel: Ich liebe dich. Oder: Ich liebe dich nicht. Oder du gehst mir so was von am A…. vorbei. Oder ich möchte dich heiraten. Oder ich dir nicht. Oder ich hasse dich. Oder?

Die writers:class ist ein gemeinsam entwickeltes Projekt von Mag. Sylvia Heinzle, Andrea Gerster und literatur:vorarlberg netzwerk. 

Danke an die Unterstützerinnen und Unterstützer der writers:class 
double check Land Vorarlberg und Vorarlberger Kulturservice
KulturKontakt Austria, Culture Connected, Elternverein Gymnasium Schillerstraße