Pavillon in Gisingen: Von Lyrik umspannt
Ein Platz, der ein Drinnen und Draußen bietet, der beides miteinander verbindet und gleichzeitig offen für vielfältige Ansätze ist? Genau das ist der neue Pavillon, der frisch eröffnet in Feldkirch/Gisingen auf Neugierige wartet. Die Literatur bringt das Drinnen und Draußen immer wieder in wertvolle Begegnung. Daher freut es uns besonders, dass sich die Stadt Feldkirch für eine literarische Bespielung des Pavillon entschieden hat. Mit Manon Hopf konnten wir eine Autorin in das Projekt einladen, deren preisgekrönte Texte auf intensive Weise Verbindung zwischen innen und außen finden und die durch ihren Abschluss am Musikgymnasium Schillerstraße einen besonderen Bezug zu Feldkirch hat.
Bei der literarischen Gestaltung hat sich Manon Hopf dafür entschieden, mit Zeilen aus ihrem bereits erschienen Lyrikband hier steht dein mensch. verwandlungen (hochroth verlag) zu arbeiten und diese für den Pavillon zu verwenden. Reizvoll wellen sich ihre Zeilen ab jetzt über die großformatigen Glasscheiben des Pavillons.
„Wichtig war es, Texte zu finden, die gut zusammenhängend funktionieren, die durchlaufend den Pavillon umspannen, als ein großer Textkörper. Das immer wieder durchscheinende Vögel-Motiv greift den praktischen Aspekt des Anprallschutzes auf und tritt ins Gespräch mit den Vögeln selbst; mit dem großen Außen, der Umgebung, der Natur (so klingen u.a. auch die Berge an). Gleichzeitig thematisieren sie Zu/Wanderung, Flucht und Grenzen, das Eigene und das Andere, Innen und Außen und nicht zuletzt die Sprache selbst und das Lied als lyrisches Motiv – und führen diese im Pavillon als Musik- und Begegnungsort zusammen.“ (Manon Hopf)
Der Fokus der Autorin lag jedoch nicht nur auf den Bildern und Inhalten, sondern auch auf der Form, die sich unter anderem in der bewussten Zeichensetzung spiegelt:
„Die Versenden sind mit einem senkrechten Strich markiert, damit die Texte nicht nach vorne kippen und eilen. Sie unterbrechen den Lesefluss und können die Lesenden dazu bringen, im Text und auch räumlich nochmal zurückzugehen. Sie sind, zusammen mit den Kursivierungen im Text, auch ein musikalisches Moment, das die Lesegeschwindigkeit im Text variiert. Der Text umspannt den Pavillon wie eine Partitur, die die Lesenden mit ihren Körpern, in ihren Lauf- und Lesebewegungen hin- und herschweifend spielen.“
Manon Hopf, geboren 1990, lebt heute in Mannheim. Manon Hopf hat das Literaturstudium in Mainz, das Masterstudium in Frankfurt am Main und das Masterstudium Literarisches Übersetzen aus dem Französischen an der LMU München absolviert. Seit 2021 ist Manon Hopf Mitglied im VdÜ. 2021 erschien der Lyrikband hand, legungen und 2024 wurde hier steht dein mensch. verwandlungen bei hochroth Heidelberg veröffentlicht. Im selben Jahr erhielt die Autorin den Geringer Lyrikpreis der Petra Schmidt-Hieber Literaturstiftung.
Innerhalb von vier Monaten Bauzeit konnte der Pavillon, für dessen grafische Gestaltung Martin Caldonazzi verantwortlich zeichnet, auf dem Pausenplatz der Volksschule Sebastianplatz in Gisingen realisiert werden. Er ist neuer Veranstaltungsort für lokale Vereine und gleichzeitig auch Aufenthaltsort für die Volksschüler:innen. Entworfen wurde der Pavillon von den Architekturstudentinnen Denise Polzhofer, Tara Molina Terron und Nina Gragl im Rahmen eines Pro Bono Projektes der Universität Liechtenstein.
Wir sagen ein herzliches Dankeschön an die Stadt Feldkirch, die uns vertrauensvoll in dieses schöne Projekt involviert hat und an Manon Hopf, den hochroth Verlag und an alle Beteiligten für die schöne Zusammenarbeit!