Datum
28.04.2023
Kategorie
writers:class
Schlagworte

Es geht ums Erzählen. Und um Träume. Um große und kleine. Um Zauberei und um Fantasie. Wir befinden uns in der writers:class der Volksschule Bregenz Rieden, genauer gesagt in der Klasse 1a und hier hat sich einiges getan, seit wir das letzte Mal zu Besuch waren.

„Wie geht es euch?“, fragt Autor Norbert Mayer zu Beginn der Doppelstunde seine writers:class in der Volksschule Bregenz Rieden. Und schon befinden wir uns mitten im Erzählen, denn die Kinder überlegen, ob es ihnen immer gut geht und wann es ihnen besonders gut geht.

„Mir geht es gut, in die Schule zu Frau Reiner zu kommen“, sagt eine Schülerin. „Wenn ich in die Spielfabrik darf!“, ruft ein Schüler und dann können sich die Sechs- und Siebenjährigen schon nicht mehr bremsen. „Mir macht’s Spaß, wenn ich mit meinem Papa Fußball spiele.“, „Wenn ich auf einem Faschingsumzug bin.“

Doch Norbert Mayer fragt auch, wann es ihnen denn nicht so gut geht. „Wenn man sich streitet.“, „Mir geht es nicht gut, wenn mein Papa nicht da ist.“, „Wenn mich jeder auslacht in der Schule.“, „Wenn meine Mama die ganze Zeit am Fuß Weh hat.“

Wir Erwachsenen haben die Frage „Wie geht es dir?“ schon so oft gehört, dass sie sich fast abgenutzt hat, doch mit sechs Jahren öffnet sie eine ganze Reihe an Möglichkeiten. Es ist der Beginn einer Erzählung über sich selbst. Eine Einladung, sich zu öffnen. Die Kinder der Klasse 1a genießen die Aufmerksamkeit, die ihnen Norbert Mayer schenkt.

Natürlich verfolgt Norbert ein Ziel. Er möchte die Schüler:innen sanft und spielerisch ins Erzählen bringen. So hebt er ihre Erzählungen und die damit verbundenen Gefühle auf eine weitere Ebene, indem er sie fragt, was sie sich wünschen würden, wenn sie zaubern könnten.

„Wenn ich zaubern könnte, würde ich mir Flügel zaubern, dann könnte ich fliegen.“, „Wenn ich zaubern könnte, hätte ich mir Moritz hergezaubert.“, „Wenn ich zaubern könnte, dann würde ich mir viele Lesebücher herzaubern.“ „Wenn ich zaubern könnte, dann würde ich nie aufhören zu lernen.“ Und natürlich: „….Süßigkeiten!“ da sind sich fast alle einig.

Norbert Mayer nickt und zückt ein Bilderbuch hervor: „Wolkenbrot“ von Baek Hee Na und Kim Hyang Soo. Er hat es in einer Bibliothek gefunden, deswegen sieht es auch so abgenutzt aus. Es ist ein preisgekröntes Bilderbuch, dessen Collagen mit liebevoller Arbeit von der Koreanerin Baek Hee Na arrangiert wurden, um dann von Kim Hyang abfotografiert zu werden.

Die Schüler:innen sind mucksmäuschenstill, außer die Bilder sind lustig, dann fangen sie laut an zu lachen. Sie wollen, dass Norbert erzählt, was hier passiert, mit diesen Kätzchen und diesen fliegenden Brötchen, den Wolken und der Zauberei. „Sie lesen gut und lieben Vorlesen, da darf es ja nicht zu schnell vorbei sein“, sagt Klassenlehrerin Hannah Reiner. Seit dem wir das letzte Mal da waren, hat sich einiges getan – die Kinder können schreiben und kennen fast das ganze Alphabet. „Es fehlen nur noch vier Buchstaben“, erzählt Hannah stolz.

Und wir können den Fortschritt selbst erkennen, denn als die Schüler:innen dazu aufgefordert werden, ihre Wünsche aufzumalen, bekommen wir plötzlich ganz viele kleine Geschichten geschenkt. Geschichten von Prinzessinnen mit langen Haaren, Fußballfeldern, die mit Vater und Sohn rauf und runter bespielt werden, Osterhasen, die viele Süßigkeiten verteilen und Schlössern, die ins Unendliche wachsen. Geschichten aus der jüngsten writers:class, die ohne viele Wörter entstehen, aber direkt von Herzen kommen.

Norbert Mayer, selbst ehemaliger Volksschullehrer, ist Autor der Literatur Vorarlberg und Träger des Ehrenpreises für Kunst des Landes Vorarlberg 2020. Er hat die Klasse 1a der Volksschule Bregenz Rieden Mitte des Jahres als writers:class-Autor von Antonie Schneider übernommen.

Vielen Dank an Norbert Mayer, Hannah Reiner, die Schule Rieden und an das Land Vorarlberg für diese schöne Zusammenarbeit!