Datum
18.12.2023
Kategorie
writers:class
Schlagworte

Zu Besuch in der writers:class der MS Bregenz Rieden

Foto ©Jenny Spiegel

In der Klasse 2a der Mittelschule Bregenz Rieden malt die Autorin Ruth Schmiedberger einen Wörtersee auf das Whiteboard und fordert die Schüler:innen ihrer writers:class dazu auf, Wörter zu sammeln, die mit Feiern, Winter, Familie und Jahreswechsel zu tun haben. Denn aus diesem Wörtersee sollen Elfchen entstehen – einfache Gedichte, die einem festen Regelwerk folgen.

Rezept für Elfchen: 1. Zeile: Ein Wort (worum geht es?) // 2. Zeile: Zwei Wörter (Artikel + ein Gegenstand/eine Person) // 3. Zeile: Drei Wörter (Was macht die Person oder wo ist die Person?) // 4. Zeile: Vier Wörter (Schreibe etwas über dich oder ein Gefühl) // 5. Zeile: Ein Wort (Abschluss, Ausrufewort, Eigenschaft, Thema)

Daraufhin startet die Elfchen-Produktionswerkstatt. „Versetzt euch zurück zu einer tollen Familienfeier“, sagt Ruth. „Wie hat es dort gerochen? Wonach hat es geschmeckt? Was habt ihr gehört?“

Ja, natürlich ist es anspruchsvoll, ein ganzes Fest in nur wenigen Worten und fünf Zeilen zu beschreiben, aber genau darum geht es. Mit welchen wenigen Worten schafft man es, eine große Wirkung zu erzielen?

Laut // Die Familie // Sie feiert noch // Ich bin müde aber // Egal //

Wir bekommen einen kurzen Einblick in die Gedankenwelt und Wahrnehmung von Jugendlichen, die viele Gedanken im Kopf haben, aber selten Poesie und Lyrik, oder? In dieser writers:class füllt sich die Luft jedoch sehr bald mit Worten, die ein ganzes Fest beschreiben und einem das Gefühl geben, kurz woanders zu sein, als in der Schule.

Als nächstes schlägt Ruth ein Spiel vor, das schnell einen anderen Effekt in der Klasse hervorruft: Lautes Lachen. Alle Schüler:innen schreiben je drei Wörter eines ersten Dialogs auf einen Zettel und reichen diese Zettel dann weiter. Der nächste darf den Dialog mit drei Wörtern weiterführen und den Zettel wieder weitergeben. So entstehen Gespräche zwischen Unbekannten, die unglaublich lustig sind.

Ich trinke Ameisensaft // Gock, Gock, Gock, // Eier sind schön // Er darf schreiben // Ich bin krass // ********** Darf er so? // Was darf er? // Er darf schreiben //

Und plötzlich wird im Stillen gesprochen und im Lauten gelacht. Ein Gespräch unter vielen und doch setzt es niemanden unter Druck, etwas Richtiges und Wichtiges sagen zu müssen. Stattdessen geht es darum zu reagieren und auszuprobieren. Ein Spiel mit Worten, ein Spiel der Sprachen, ein Spiel junger Autor:innen, die sich noch gar nicht bewusst darüber sind, dass sie nun die ersten Einblicke in das Schreiben von Dialogen erhalten haben. Dass sie kleine Mini-Drehbücher verfasst haben, deren Aufführung in den Köpfen eines jeden Lesers/einer jeden Leserin stattfindet und trotzdem nicht weniger unterhaltsam ist.

Danke an die Schule Rieden und an Ruth Schmiedberger für Ihr großes Engagement! Mit freundlichster Unterstützung des Landes Vorarlberg!