writers:class: Zombies und fliegende Katzen erlaubt!
Zu Besuch in der Lehrlings-writers:class bei Collini
Die erste Lehrlings-writers:class mit Auszubildenden der Hohenemser Firma Collini startet heute mit höchst fragwürdigem Journalismus in den Nachmittag. Reißerische Headlines dienen Autorin und Coachin Katy Bayer als kreativer Schreibimpuls. Jede:r der Teilnehmer:innen zieht sich aus dem Bündel der mitgebrachten Überschriften blind eine heraus und erhält dazu noch vier zusätzliche Worte. Aus diesen sollen die Jugendlichen jetzt einen kurzen Artikel entstehen lassen, der zur Überschrift passt.
„Es darf alles dabei herauskommen, es darf skurril oder unmöglich sein. Schreibt alles auf, was euch an Unfug einfällt – von Zombies bis hin zu fliegende Katzen – alles ist erlaubt!“, betont Katy Bayer. „Dürfen wir uns im Raum verteilen?“, fragt Magdalena noch. Natürlich dürfen sie das. In der writers:class suchen sich alle mit Stift und Heft oder Laptop ihre eigenen Schreiborte: das kann am Tisch, auf dem Fußboden oder auch auf der gemütlichen Ledercouch hier in den gemütlichen Räumen der Offenen Jugendarbeit Hohenems sein. Hauptsache, es fließt!
Und wie es das tut! Dario erfindet aus den Wörtern: Schokolade, strahlend, Sandburg, Dinosaurier und der Überschrift ‚Mörder verschwand im Dunkeln‘ einen handfesten Kriminalfall, bei dem ein Messer aus Schokolade als Tatwaffe eine wichtige Rolle spielt, weil es bereits in der Sonne geschmolzen ist und damit die Spurensicherung vor ein kniffliges Rätsel stellt. Magdalena hat einen Artikel über das teuerste Toilettenpapier der Welt erdacht, das wissenschaftlich erwiesen aufgrund seiner Dicke und Beschaffenheit, nicht nur als Sonnschutz, sondern auch dazu dienen kann, Pinguinnasen von Ketchup zu befreien. Innerhalb kürzester Zeit und mit leichter Hand lassen die Lehrlinge der Collini-writers:class aus Sprache lustvoll eindrückliche kurze Geschichten mit absurden Bildern entstehen.
Keine Lust auf Pause
Katy Bayer schreibt selbst auch mit und gibt am Ende der Übung das Schreiberlebnis als klaren Schreibtipp weiter: „Solltet ihr mal vor einem Text sitzen, der nicht fließen will, dann wählt euch selbst vier Worte und versucht, die einzubauen, dann kann es sein, dass sich der Schreibflow plötzlich von ganz allein einstellt.“
Die Autorin kennt unser writers:class-Konzept bisher nur aus dem Schulkontext. Die Lehrlinge bis zum Sommer im Rahmen von zehn writers:class-Begegnungen beim kreativen Schreiben zu begleiten, ist für sie eine besonders freudvolle und interessante Erfahrung. Denn anders als in der Schule haben die jungen Erwachsenen bei jedem writers:class-Termin alle einen unterschiedlichen Vormittag mit verschiedenen Erfahrungen hinter sich. Außerdem verändert sich in kleineren Gruppen die Dynamik schneller und intensiver, wenn mal eine Person fehlt. Auf all das reagiert die Coachin gelassen und flexibel. Sie hat stets verschiedene Übungen und mögliche Abläufe in petto und passt ihre Pläne bei jedem Treffen an die Bedürfnisse und Stimmungen der Jugendlichen an. „Und manchmal laufen die Dinge auch ganz woanders hin,“ räumt Katy Bayer lachend ein. „Aber am Ende geht es eben immer um die Sprache.“
Auf ihre Frage, ob die Jugendlichen eine Pause möchten, antwortet Laura fast entrüstet: „Was jetzt schon?“ So kann sich die writers:class anhören, wenn es nicht nur fließt, sondern strömt! Deshalb geht es längst weiter: Jetzt interviewen sich die Jugendlichen in Zweier-Teams und finden heraus, für welchen Bereich ihr Gegenüber ein echter Experte oder eine echte Expertin ist. Schnell wird klar, dass es darum geht, möglichst konkrete Fragen zu formulieren und klare Antworten zu geben. Sonst gibt es Rückfragen, die noch einmal eine genauere Antwort fordern. Am Ende schreiben alle einen Ratgeber mit ihren zehn besten Expert:innen-Tipps und Laura meint, dass es doch schade sei, dass die writers:class nicht jede Woche stattfinde.
Wir bedanken uns von Herzen bei der Autorin Katy Bayer und der Leiterin der OJAH, Samantha Bildstein. Beide öffnen auf unterschiedliche aber immer wunderbare Weise Räume für die writers:class. Ein besonders großes Dankeschön geht an die Auszubildenden des Unternehmens Collini, die dem Projekt ihre Zeit und Energie und Katy Bayer ihr Vertrauen schenken.