Seek&Read: Samuels Buch – Kapitel 3
Eine Spukgeschichte für Fortgeschrittene. Nichts für schwache Nerven.
geschrieben von Irmgard Kramer. Illustration: Marek Bláha.
HINWEIS: ALTERSEMPFEHLUNG dieser Geschichte liegt bei 12 Jahren!
Herzlich willkommen bei Seek&Read – einer literarischen Schnitzeljagd durch Hohenems.
Schön, dass du uns gefunden hast. Du befindest dich auf einem kleinen Abenteuer, denn dieser Weg führt dich nicht nur durch eine schöne Landschaft, sondern auch durch eine spannende, an manchen Stellen vielleicht sogar gruselige Geschichte, geschrieben von Irmgard Kramer.
Du wirst auf diesem Weg insgesamt zehn QR-Codes finden, schau genau, denn manche sind versteckt. Solltest du zufällig über einen QR-Code gestolpert sein und du befindest dich inmitten der Geschichte, ist das kein Problem, denn hier beginnt das Abenteuer mit der Einführung und führt dich von der Villa Franziska und Iwan Rosenthal weiter in die Hohenemser Natur.
Viel Spaß bei Seek&Read,
Dein Literaturhaus Vorarlberg
Und jetzt geht es weiter…
3. Der Parkplatz hinter dem Palast
Der Junge lehnte an der Regenrinne und betrachtete seine Fingernägel. Ich fragte mich erneut, wie man es fertigbrachte, im Hochsommer so blass zu bleiben. Eine Kälte ging von ihm aus, oder es war nur der Wald auf dem steilen Felsen, der tagsüber lange Schatten hinter den Palast geworfen hatte. Wir zogen unsere Pullover an.
„Keks?“, fragte Jacke und hielt dem Jungen mit großem Abstand die zerbröselten Reste der Packung entgegen.
„Sehr freundlich, aber, nein danke“, sagte er. „Dort im Wald beginnt der Weg. Letzte Gelegenheit umzudrehen.“ Ich hatte kein gutes Gefühl. Die Vorstellung mit diesem verschlagenen Kerl durch den finsteren Wald zu spazieren, fand ich alles andere als prickelnd. Der spielte doch nur mit uns, weil er sich für so erwachsen hielt. Womöglich warteten im Wald seine Kumpel, um uns Angst einzujagen und um Fée zu kriegen. Jacke stopfte sich einen Keks nach dem anderen in den Mund und Pip jonglierte mit Steinen, was er immer tat, wenn er unsicher war. Nur Fée brachte nichts aus der Ruhe.
„Na dann. Rauf auf die Burg. Ich kann´s kaum erwarten. Rednele, brits!“ Noch einmal bekreuzigte sie sich und wir taten es ihr nach.
„Rednele, brits.“
Der Junge ging voraus. Die Dunkelheit verschlang ihn und wir hörten ihn nur noch sagen: „Ich warte bei der ersten Bank.“ Ich vergewisserte mich, dass das Taschenmesser in meiner Hosentasche war. Hätte ich auf meinen Bauch gehört, hätte ich spätestens an dieser Stelle umdrehen sollen. Ich hätte mir viele Albträume erspart. Und dies ist auch für dich die letzte Gelegenheit, mit dem Lesen aufzuhören.
Andernfalls findest du den QR-Code bei der ersten Bank. Behaupte hinterher ja nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.
Du musst deine Schnitzeljagd leider abbrechen? Hier geht es zum 4. Kapitel.